Mittwoch, 9. Februar 2011

Lappland



Bin wieder zurück. Es war großartig. Ich bin froh, dass ich mich auf eigene Faust auf den Weg gemacht habe und nicht mit einer Organisation gereist bin.
Es kommt mir vor, ich sei drei Wochen weg gewesen.

Ich kam mit 4 Stunden Verspätung in Jokkmokk an, da irgendwas mit dem Zug oder den Gleisen nicht in Ordnung war und wir ab Umeå mit dem Bus weiter reisen mussten. Zum Glück war es schon nach 8 Uhr und wir mussten nicht mitten in der Nacht unser Kojen verlassen.
Es ist unglaublich, wie ruhig und gelassen die Leute alle geblieben sind. Erst habe ich gar nicht begriffen, dass wir alle den Zug verlassen müssen, weil keiner rumgemeckert und sich laut aufgeregt hat.

Die Weiterreise war trotz der Umstände recht angenehm. In meinen Augen war es sogar ganz gut organisiert. Man selber nimmt alles viel gelassener wenn die Umwelt gelassen ist. Deutsche Bahn Reisende sollten sich davon anstecken lassen.



In Jokkmokk hat mich Greger vom Busbahnhof abgeholt. In dem alten Zimmer von seinem Sohn hat mich sogar ein frisch bezogenes Bett erwartet. Was für ein Luxus. Durch die Verspätung konnte ich mir an diesem Abend leider nicht mehr den Markt ansehen aber nach dem langen Sitzen musste ich wenigstens einen Spaziergang durch den Ort machen. Später waren Greger und ich bei seinem Freund Kennet zu einer fantastischen Rentiersuppe eingeladen.

Gregers Haus




Der traditionelle Sami Markt hat mir viel besser gefallen, als der große Markt in der Innenstadt, dessen Eröffnung am Mittwoch Abend stattfand. Kronprinzessin Victoria war sogar vor Ort und hielt eine Willkommensrede.






der Rollator des Nordens - mit Kufen!



Während des gesamten Festivals gab es neben dem Markt Seminare und Vorträge über die Samikultur. Es wurde gezeigt, wie man mit Stein und Eisen Feuer macht und aus Bienenwachs Salben herstellt. Abends gab es Geschichtenerzähler und Gesang am Lagerfeuer.



Ich wollte mich nicht wieder überladen, wie ich es gerne auf Festivals tue und von einem Event zum anderen hetzten. Daher habe ich mir die Zeit genommen ein wenig spazieren zu gehen.
Es war nicht schwierig knietief im Schnee zu versinken wenn man vom Weg abkam.










Die Stimmung war sehr gemütlich und vergleichsweise ruhig. Überall gab es kleine Lagerfeuer an denen man sich die Füße wärmen und seine Mahlzeit verspeisen oder mit Menschen ins Gespräch kommen konnte. An einem der Stände wurde laut Beschilderung "Kafeekäse" angeboten. Ich fragte die Verkäuferin, warum es Kaffeekäse hieße und sie bot mir eine Tasse zum Probieren an. Der Käse wird in Würfel geschnitten und zusammen mit dem gebrühten Kaffe in die Tasse gegeben. Keine Ahnung wozu man das macht aber die Frau war so nett, dass ich ihr ein Stück Käse abkaufte. Der Käse ist ein bisschen gummiartig und quietscht zwischen den Zähnen. Ich habe festgestellt, dass er weniger quietscht, wenn man ihn aus dem Kaffee löffelt. Vielleicht ist das der Grund.
Am Mittwoch Abend gab es einen Fackelzug zur Eröffnungsveranstaltung am Marktplatz.
Ich habe dort am nächsten Tag ein warmes Paar Schafleder Fäustlinge erstanden und ein paar Leckereien von der Essensmesse, wo man den Probierangeboten nicht entkommen konnte. Ich wollte einen Tee als Mitbringsel für Amanda und Caro kaufen. Später bemerkte ich, dass ich statt Tee, getrocknete Blaubeeren erworben hatte. Jetzt weiß ich gar nicht was ich damit machen soll... Eigentlich ganz gut, dass ich nicht während des kompletten Marktes bleiben konnte, sonst hätte ich noch mehr Geld ausgegeben...









Am Abend hat mich Greger auf seinem Snowmobil mitgenommen und natürlich auch fahren lassen. Am Ende unserer Tour wurden wir von der Polizei angehalten und erfuhren, dass ich als Ausländer nur bei angemeldeten Guiding Tours die Erlaubnis habe zu fahren. Zum Glück war Greger mit der Polizistin befreundet und wir sind gut weggekommen. Ins Rohr blasen musste ich trotzdem.



Die drei Stunden im Bus nach Kiruna verflogen wie eine Schneebriese und ich machte meine erste Couch Surfing Erfahrung.
Stefan bot mir in seinem Einzimmer Appartement ein komfortables Campingbett auf das wir eine Matratze legten. Ich habe sehr unruhig geschlafen, weil ich Angst hatte zu schnarchen und gleich in der ersten Nacht einen unangenehmen Eindruck hinterlasse.
Die Sorge war unnötig. Morgens musste Stefan arbeiten. Ich konnte ausschlafen und nach einem stärkenden Frühstück und der Auseinandersetzung mit seiner Kaffeemaschine machte ich mich auch hier auf zu einem Rundgang durch die Stadt.

Blick aus Stefans Fenster: Am Ende von Kiruna City







der Grund, aus dem diese Stadt existiert, ist die Eisenmine. Die komplette Stadt soll wegen der Gruben bald umgesiedelt werden.

Stufen abgesperrt




Kirunas Kirche wurde von den Schweden zum schönsten Gebäude des Jahres gewählt. Sie ist komplett aus Holz und innen durchströmt einen ein würziger Geruch, wie man ihn aus der Sauna kennt.
Einige Schneeskulpturen erinnern an den Wintermarkt, der eine Woche vorher in Kiruna stattgefunden hatte.




Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg Richtung norwegische Grenze zu seiner Hütte am See. Er heißt Torneträsk und liegt fast am nördlichsten Punkt Schwedens.
Stefan ist seid Jahren leidenschaftlicher Angler und servierte mir vor der Abfahrt seinen selbst gefangenen Fisch.




Natürlich genoss ich jede Gelegenheit etwas neues auszuprobieren. Eingepackt bis zur Nasenspitze verbrachte ich zwei Stunden auf einem Rentierfell liegend mit Eisfischen. Der Anhänger, mit dem wir den Bohrer rausfuhren diente als Windschutz.
Ich habe leider nichts gefangen. Ich habe nichteinmal eine Fisch gesehen. Aber der See ist toll. Man kann bis auf den Grund sehen und das Eis ist mindestens 50 cm dick.





Am nächsten Tag fuhren wir mit einer Fischerhütte raus, die sich glaube ich, Arche nennt. Eine interessante Bau- und Klapptechnik, die einem quasi das Indoor-Fishing ermöglicht.




Ich habe im Systembolaget Bionade entdeckt (angeboten als alkoholfreie Alternative) und musste sie aus Heimatsgefühlen natürlich mitnehmen. Als wir sie öffneten, ist sie in Sekundenschnelle eingefroren.

so sieht die Arche übrigens zusammengeklappt aus. Der Anhänger unterhalb dient als Basis für den Teil mit der Sitzfläche.



In Jokkmokk war es nachts immer bewölkt und ich fürchtete schon, das Nordlicht nicht sehen zu können. Aber am Torneträsk hatte ich dann doch Glück dieses Phänomen zu beobachten. Die Lappländer, mit denen ich gesprochen habe, nennen es aurora.




Am Montag ging mein Zug erst abends um halb sechs, so dass ich mich entschied, trotz des Eintrittspreises von 20,- Euro doch noch das Eishotel in Jukkasjärvi zu besuchen. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.
Allein wegen der vielseitigen und originellen Künstlerzimmer. Das Hotel wird jede Saison neu gebaut, da es im Sommer wegschmilzt und einige der Zimmer werden von Künstlern gestaltet.





















dieses Zimmer heißt Genesis

Dream Catcher aus dem u. a. die Wörter "Schaf", "Klippe" und "Freud" herauskommen
Bubble Room
Polar Bett

das gehört zu meinen Favoriten
die Empfangshalle




eine Kapelle, in der wohl auch schon geheiratet wurde



Die Stadthalle Kirunas. Man diskutiert darüber, wie man sie umsiedeln soll. Sie wurde auch einmal zum schönsten Gebäude Schwedens gewählt. Was man, bis auf den extravaganten Turm mit dem schönen Glockenschlag, nicht ganz nachvollziehen kann, wenn man davor steht.


Auf der Rückreise war ich weniger nervös und konnte das in den Schlaf geschaukelt werden wieder richtig genießen.

Frühstück im Zug

Der Teddy durfte übrigens zufällig mitreisen. Ich erwartete ein Paket mit einem Buch aus der Göteborger Stadtbibliothek, das Pierre versehentlich mit nach Deutschland genommen hatte. Zufällig kam der Paketschein genau an meinem Abreisetag, so dass ich es auf dem Weg zum Hauptbahnhof abholen konnte. Es befand sich aber nicht nur Siddhartha in dem Paket...


Während ich in Stockholm auf meinen Anschlusszug warte, genieße ich die Sonne und frische Luft mit Kaffee und Croissant an einer Bushaltestelle.

Tja, ich hab noch ein paar letzte Fotos, die ich euch gerne zeigen möchte, aber dummerweise ist mein Speichervorrat auf diesem Blog aufgebraucht. Ich werde wohl einen neuen anfertigen müssen und die Bilder zukünftig doch kleiner rechnen. Ich dachte ich könnte mir den Aufwand ersparen... :-((

So, ich habe einen neuen Blog erstellt. Alle zukünftigen Einträge und die letzten Fotos aus Lappland findet ihr unter folgender Adresse:

http://reiselenazwei.blogspot.com/

bis dann Lena